Neues Release v1.7 bringt Notice-File-Generator

Wir freuen uns, endlich unseren Notice-File-Generator vorzustellen. Mit Hilfe des Notice-File-Generators ist es möglich, die leidige Arbeit des Zusammenstellens von Lizenzinformtionen auf wenige Clicks zu reduzieren.

Für gescannte Projekte ermittelt TrustSource die Anforderungen jeder Komponenten-/Lizenz-Kombination im jeweiligen Projektkontext und generiert daraus die erforderliche Information für den Notice-File. Sobald Änderungsnotizen oder Autoren-Angaben erfordelrich werden ergänzt TrustSource auf Basis vorhandener Informationen oder fordert diese Information ein. Durch die Shared-Component-Knowledgebase ist die ggf. erforderliche Recherche-Aufgabe nur einmal durchzuführen und für alle Plattformbenutzer verfügbar. Das reduziert die Aufwände für das Clearing erheblich!

Zudem sind im Zuge dieses Updates einige der Plugins renoviert, bzw. um die Fähigkeit des Build-Breaks sowie die Proxy-Nutzung erweitert worden. Mit Hilfe des Proxys lassen sich nun Corporate Firewalls leichter überwinden. Der Build-break erlaubt es, auf die Auswertung der Daten zu reagieren und im Falle von Violations den Build direkt anzuhalten.

Weiterhin ist es durch die neue Benutzerverwaltung möglich, sich in den Free-accounts auch mit der Github- oder LinkedIn-ID anzumelden. Zudem unterstützt das neue Identity Management die Integration von Multi-Faktor-Authentifikation (Corporate+) und das Multi-Role-Assignment. Somit word es möglich, einem Benutzer gleichzeitiig mehrere Rollen und somit Zugriff auf die damit verbundenen Services zu gewähren. Die Anbindung von LDAP und anderen Identity-Providern wird hierdurch ebenfalls erheblich vereinfacht.

Mehr Informationen zu dem Release finden sich hier


Reflexion BFOSS 2018

In guter Gesellschaft, die Sponsoren der Veranstaltung

Das war sie nun, gestern, die BFOSS 2018. Beachtlich, wie voll der Erfurter Kaisersaal geworden ist. Gegenüber dem letzten Mal ist wiederum eine erhebliche Steigerung der Teilnehmerzahl festzuhalten. Das entspricht dem gefühlten Druck, der zunehmend auf dem Thema liegt.

Ausgehend von einer Einführung in die Problematik wurden durch die Redner unterschiedliche Erfahrungen und Ansätze vorgestellt, wie sich Herstellerfirmen den Herausforderungen der OS-Governance (OSG) nähern. Mit 8 Vorträgen war das Programm voll und intensiv.

Interessant war zu sehen, dass sich die vorgestellten Ansätze zwar in Fokus, Gestaltungstiefe und jeweiliger Ausführung unterschieden, jedoch in der Ambition und dem Lösungsprozess vergleichbar sind:

  • Integration der Governance in die Tool- bzw. Build-Chain (Fail-fast)
  • Automatisierung bei der Analyse der relevanten Lizenzinformationen
  • Möglichst automatisierte Komposition der BoM
  • Bereitstellen einmal ermittelter Informationen für spätere Nutzung

Erstaunlich war für mich, wie wenig Fokus auf den Governance-Prozess an sich gelegt wurde. Das mag zum einen an den nach wie vor hohen fachlichen Anforderungen an die Werkzeuge liegen, die noch zu lösen sind. Zum anderen an den Protagonisten, die ja zumeist aus den technischen Bereichen stammen und sich daher mehr mit der technischen Lösung als mit dem Nachhalten der Ergebnisse beschäftigen.

unser Stand
Unser Stand hatte den Fokus auf Legal Compliance & Governance

Sehr erfreulich, insbesondere für uns als TrustSource, ist die übergreifende Erkenntnis, dass dieser Schritt ohne Werkzeugunterstützung nicht abbildbar ist. Aus meiner Sicht ist uns Ansatz, alles rund um die Stellen zu automatisieren, die man kennt und die rote Lampe zu zünden, wenn es manuelles Eingreifen braucht aufgrund der gegenwärtigen Situation vermutlich auch der pragmatische und zuverlässige. Ergänzend zu dieser Betrachtung, wurden darüber hinaus diese drei wesentlichen Herausforderungen immer wieder unterstrichen:

  • Einführung von Open-Source Governance ist eine Aufgabe für sich. 
Obwohl es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wie das Händewaschen oder das Verständnis, niemandem etwas wegzunehmen, so ist die Notwendigkeit von IP-Schutz / OSG  doch nicht allen präsent. Diese Bewusstseinsbildung ist in einer Organisation ein harter und zäher Prozess, der viel Aufmerksamkeit erfordert.
  • Informationslage ist oft unzureichend. Software-Entwickler sind keine Rechtsanwälte und dementsprechend sind stellenweise die Grundlagen für die rechtssichere Nutzung, bzw. Bereitstellung von Komponenten gar nicht hinreichend vorhanden. Aus den Gesprächen lässt sich eine Tendenz ableiten, je hardware-näher bzw. älter die Komponenten, desto aufwänder die Aufbereitung der erforderlichen Information.
  • Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit wird zum Thema. 
Zwar kam eine Großzahl der Vorträge aus dem Siemens/Bosch-Umfeld, jedoch lies sich generell der Wunsch nach mehr Unterstützung in der Governance-Arbeit vernehmen. Dabei wurden unternehmensübergreifende Ansätze für Repositories wie bspw. ClearlyDefined in den Fokus gerückt. Folgerichtig hat sich der AK Open Source des Bitkom dieses Thema auch als Fokus für nächstes Jahr vorgenommen.

Gerade der letzte Aspekt wurde auch in den vergangenen Monaten bereits des öfteren diskutiert. Grundsätzlich ist die Idee gut, Open Source-Mechanismen zu nutzen, um Open Source besser zu organisieren. Aber was bedeutet das?

Shared clearing - Gedankensammlung

Im Grunde genommen geht es primär um das „Clearing“ der Lizenzinformationen für das Notice-File, also die Begleitinformation, die einem Produkt, welches Open Source einsetzt, beigelegt werden muss, um die Nutzungsrechte an der eingesetzten Software sicherzustellen.

Das Konzept

Hierbei sind aufgrund der nicht standardisierten Grundlage und den stellenweise unklaren, unvollständigen oder auch fehlerhaften Lizenzbedingungen der ggf. zum Einsatz kommenden OS-Artefakte erhebliche Klimmzüge zu veranstalten, um eine rechtlich korrekte Dokumentationslage als Einsatzvoraussetzung zu schaffen.

Die Idee ist nun, dass ein Unternehmen A nach den Klimmzügen die Früchte seiner Arbeit einem crowd-sourcing-artigen Gremium überträgt und somit den anderen Unternehmen diese Arbeit abnimmt. Analog könnte das partizipierende Unternehmen aus dem bereitgestellten Pool schöpfen, um sich selbst Arbeit zu ersparen. Wenn der Pool öffentlich wäre, gäbe es hier auch keine wettbewerbsbeschränkenden Aspekte zu beachten.

Vertrauen als Basis

Dieser Ansatz erfordert jedoch nicht nur die Bereitschaft, seine Arbeitsergebnisse zu teilen, es erfordert auch Vertrauen. B muss A vertrauen, dass er seine Arbeit richtig und vollständig gemacht hat. Andernfalls müsste B die Ergebnisse von A zumindest noch einmal prüfen, was vermutlich dem eigenen Clearing nicht wesentlich nachsteht, will man es „vollständig“ prüfen.

Alternativ könnte man sich einen mehrstufigen Reifeprozess vorstellen. A stellt eine Ergebnis ein, B prüft es (weniger Aufwand als A) und bestätigt es, wenn die Prüfung erfolgreich ist. Somit könnte C tatsächlich mit recht hohem Vertrauen auf das Ergebnis zugreifen.

Anforderungen an das Clearing

Bleibt die Frage, ob ein Clearing unabhängig vom Anwendungsfall erfolgen kann. Denn das Arbeitsergebnis kann für einen spezifischen Anwendungsfall vollständig „cleared“ sein, für einen anderen noch nicht. Das ergibt sich aus den erheblich abweichenden Anforderungen, die sich aus der Kommerzialisierung, der technischen Nutzung oder der Art der Distribution ergeben.

Da es vermutlich wenige Lizenzen gibt, die eine Dokumentation untersagen, könnte man sich beim Shared-Clearing auch darauf einigen, immer die maximale Dokumentation herzustellen. Das bedeutet, immer für alle Komponenten die alle üblicherweise erforderliche Dokumentation einzufordern. Somit wäre sichergestellt, dass ein einmal eingestelltes Paket, alle Anwendungsfälle abdeckt.

Da dies wiederum erheblich erhöhte Aufwände für den Erstbereitsteller bedeuten könnte, könnte sich diese Forderung negativ auf die . Um dennoch den Ansatz nicht fallen zu lassen, wäre ggf. zu überlegen, ob nicht die Dokumentation des Anwendungsfalles, für den es erzeugt wurde, eine zu wichtige Meta-Information an dem Artefakt wäre. Damit wäre es einem Nutzer möglich, die Eignung bzw. das Risiko für den eigenen Anwendungsfall abzuschätzen.

Haftung im Shared-Clearing

Da der Einsatz hier ja in einem unternehmensübergreifenden Kontext stattfindet, stellt sich die Frage nach der Haftung. Was passiert, wenn B einen Produktrückruf aufgrund des nachweislich unvollständigen, bzw. fälschlichem Clearings durch A zu verkraften hat?
Der natürliche Reflex jedes wirtschaftlich Handelnden ist es, außerordentlichen Aufwände an möglichst an Dritte weiterzureichen. Ist A für diese Information haftbar? Das ist sicherlich etwas, das es im Rahmen des Contributor Agreements zu klären gilt. ClearlyDefined hat dies durch den Open-Source-typischen Haftungsausschluss und eine Schadenslimitierung auf 5 USD. gelöst.

Das ist sicherlich die gute Voraussetzung, um die Bereitschaft für Kontributionen zu erhöhen. Es führt jedoch wieder zur verbleibenden Prüflast seitens des Benutzers. Somit bleibt die Frage offen, welche Arbeit ihm durch die Wiederwendung erspart bleibt. Die Vorstellung den Linux-Kernel einem Clearing zu unterziehen ist sicherlich gruselig. Die Vorstellung, eine als cleared bereitgestellte Version stichhaltig zu prüfen, erscheint mir jedoch nicht weniger gruselig.

Zertifizierung als Ergänzung bzw. Alternative?

Die Idee der verteilten Zusammenarbeit ist zwar gut und passt ins Genre, tangiert jedoch ein Thema, das sich komplett außerhalb dieser Welt bewegt. Dementsprechend schwierig gestaltet sich der Anpassungsprozess.

Möglicherweise wäre eine Zertifizierungsstelle der geeignetere Ansatz? Angenommen es gäbe einen Body, der sich den Schuh der Prüfung bzgl. eines Anwendungsfalles anziehen und eine Garantie für die Vollständigkeit bzw. Korrektheit des Clearings in Form eines Zertifikates abgeben würde.
Hierdurch würden sich die Bedürfnisse beider Welten vereinen lassen. Zum einen ließen sich die Ergebnisse teilen und wiederverwenden, zum anderen wären sie hinreichend überprüf- und belastbar, um tatsächlich Einsparungen zu erzeugen.

Diskutieren Sie mit uns!

Gerne lernen wir Ihre Sicht auf diese Aspekte kennenlernen. Diskutieren Sie mit uns oder teilen Sie uns mit, was Sie für richtig halten.